Es gehört für die meisten Waldorfschulen zur Tradition, dass eine Gruppe von spielfreudigen Menschen aus der Gemeinschaft die Oberuferer Weihnachtsspiele aufführt. Die Spiele wurden etwa 1850 von Karl Julius Schröer entdeckt und veröffentlicht. Benannt sind sie nach dem Entdeckungsort „Oberufer“, einem Dorf an der gleichnamigen Donaufurt in der Slowakai. Der Begründer der Anthroposophie Rudolf Steiner gab eine leicht veränderte Fassung dieser Spiele heraus. Die Lehrer der ersten Waldorfschule in Stuttgart führten die Präsentation für die Schüler ein.
„Ir liabn meini singa trets zsam in a scheibn, ma wölln uns die weil mit singa vertreibn“, so fordert der Vorsänger seine „Kumpanei“ genannte Truppe auf. Die Schauspieler der Augsburger Waldorfschule halten sich an den Originaltext, der sehr volksnah geschrieben und in einem donauschwäbischen Dialekte in Reimen abgefasst ist. Es wird dabei viel gesungen, allein oder in der Gruppe. Die ernsthafte Handlung ist zum Teil mit derbem Humor durchsetzt.
Dem Spiel vorangestellt ist eine Huldigung an die Obrigkeiten und Autoritäten, an das Publikum und, in scherzhafter Form, auch an die notwendigen Requisiten, wie zum Beispiel den Hut des Pianisten. Dergleichen Huldigungen waren im Mittelalter bei fahrenden Schaustellern ebenso wie bei den Zünften, die solche Spiele aufführten, wohl nicht unüblich.
Schlichte Kostüme, eine auf das symbolische reduzierte Bühne, dazu eine dramatische Bühnenbeleuchtung und souverän und eindrücklich spielende Schauspieler machten die Aufführung zu einer sehr bewegenden Einstimmung auf Weihnachten.