Ein gruseliges altes Schloss, das zu atmen scheint, ein alter Diener, der seit über 50 Jahren darin wohnt und eine Schar skurriler Gäste, die nacheinander dort ankommen – Michael Endes Theaterstück „Die Spielverderber“ beginnt wie ein Edgar-Wallace-Krimi. Dieses Stück, geschrieben 1967, hat die zwölfte Klasse der Freien Waldorfschule unter der Regie von Sprachgestalter Uwe Henken auf die Bühne gebracht.
Der Millionär Johannes Philadelphia ist gestorben. Zur Testamentseröffnung erscheinen höchst unterschiedliche Personen in seinem Schloss. Jede Figur kommt mit einem Überraschungseffekt auf die Bühne: die Großwildjägerin Alexandra von Xanadu (Franziska Beyer) mit einem Schuss, der General (Carlos Zimmer) mit einer blutenden Kopfwunde, die Diebin (Hannah Waldow) klettert aus einer losen Bodendiele. Jeder Gast will der Haupterbe werden. Der Notar Dr. Leo Arminius (Elias Zwick) macht aber den Hoffnungen auf einen schnellen Reichtum einen Strich durch die Rechnung: „Ihr bestimmt, wann das Testament verlesen wird! Jeder von Euch hat einen Teil des Testaments, nun müsst ihr das Spiel spielen, um den großen Lohn zu erhalten“.
Was wie eine spannende Unterhaltung beginnt, wird für die Zuschauer zu einer Reise in die menschliche Psyche. Die potenziellen Erben offenbaren ihre Charaktere und plötzlich bestimmen Misstrauen und Neid, Lügen und Habgier ihr Handeln. Als der junge Sebastian Nothaft (Linus Braun) ermordet wird, beginnt die Apokalypse. Das Spiel endet tödlich, alle sterben im Feuer. Symbolisch kann dieser Tod gelesen werden als Michael Endes Warnung: Wenn die Menschheit den eigenen Lebensraum vernichtet, nur noch Habgier, Gewinnsucht und Egoismus das Handeln bestimmen statt Vernunft, Humanität und Toleranz, dann endet alles mit einem großen Knall.
Die zwölfte Klasse hat das skurrile, oft auch sehr komische, Stück mit großer Intensität auf die Bühne gebracht. Alle Rollen wurden, wie bei Klassenaufführungen in der Waldorfschule üblich, doppelt besetzt und das Stück mehrfach aufgeführt. Die Schauspieler und der Regisseur wurden am Ende mit langanhaltendem Applaus belohnt.